Doppeldeutsch
„Das ist einfach eine wunderbare Geschichte – aus wundersamer Zeit - sehr deutsch – sozusagen DOPPELDEUTSCH und mehr“: Das sind die Worte, mit denen Heinrich Böll 1980 Udo Steinkes Erstling ‚Ich kannte Talmann‘ begrüßt hat.
Vier Jahre danach (und zwei Romane später): acht neue Erzählungen, die Steinkes „erzählerisches Originalgenie“ (Uwe Herms) als eher noch reicher erweisen und mindestens ebenso ‚doppeldeutsch‘.
Auf diese Erzählungen trifft zu, was hier im Buche steht: „Die Dialekte der Republik vollzählig anwesend.“ Die Sprache Steinkes, seine erzählerische Kraft ernähren sich von dem Leben, das er geführt hat und führt: geboren in Lodz, aufgewachsen in und bei Leipzig, seit 1968 in Bayern, seit 1982 in Husum an der Nordsee.
Die eigentümliche Literatursprache Steinkes ist entsprechend doppeldeutsch und mehr. Steinke schreibt „mit Herz und Hirn, mit Händen und Füßen“, er schreibt wie kein zweiter aus dem Erlebnisfundus der Deutschen mit ihren beiden Staaten und der gemeinsamen Vergangenheit.
Alles ist hautnah, alles handfest, alles phantasiemächtig und ‚starkdeutsch‘: ob er die Geschichte des Katers Jim und seines Besitzers erzähl oder das wahre Märchen von einer Liebe mit unverhoffter Wiederkehr, ob von dem Schulmädchen, das durch einen Fallschirmsprung zur Literaturliebe bekehrt wird, oder von der Transit-Fahrt eines politischen Häftlings aus Brandburg in einem ‚Westauto‘: auch für Udo Steinkes neuen Erzählband bleibt wahr, was der legendäre Chef der Gruppe 47, Hans Werner Richter, im ZDF über die steinkesche Erzählkunst gesagt hat: „Was, so fragt man sich, ist hier Realität. Ist das alles wirklich so gewesen, so geschehen, unglaubhaft und glaubhaft zugleich – denn einerseits sind alle Begebenheiten chronistischer Art, und anderseits tritt einem dieselbe Begebenheit wie ein surrealistischer Traum entgegen: - unwahrscheinlich in seiner geballten, konzentrierten Kraft.“
1984 jedenfalls ist diese Kraft noch geballter, noch konzentrierter – kein Wunder bei diesem „Erzähler von Graden und Gnaden“
(Albert von Schirnding in der ‚Süddeutschen Zeitung‘)
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Rezensionen:
- Magazin für Bücher, Heft 3/1984: Was im doppeldeutschen Dschungel wuchert (Uwe Herms)
- Nordfriesische Zeitung, 14.04.1984: Über den Erzählband "Doppeldeutsch"
- Münchener Abendzeitung, 30.04.1984: Erfundene Wahrheit
- Neue Zürcher Zeitung, 05.07.1984: Das schlechthin Deutsche?
- Die Welt, 04.08.1984: Jean-Paul im deutschen Niemandsland
- Saarbrücker Zeitung, 17.10.1984: Doppeldeutsche Geschichten
- Saarbrücker Zeiung, 19.10.1984: Deutsches mit Fehlanzeige